Freitag, 15. Februar 2008

Dienstag, den 12. Februar 08






Es hat sich ohne Abmachung ergeben, dass ich Dienstag und Donnerstag mit Carol zur Schule gehe. Ich habe mir fest vorgenommen, mir meinen eigenen Aufgabenbereich oder Stundenplan mit den Kindern zusammenzustellen. Also kam ich heute mit ganz viel Erledigungsdrang und Motivation zur Schule... Und dann hab ich natürlich noch meinen neuen grünen Dress angezogen, der mir hoffentlich mehr Akzeptanz verschaffen sollte!
Gleich vor Schulbeginn habe ich mich mit Alice vor die Stundenpläne gestellt und sie gefragt, wann mit welcher Klasse ein Zeichenunterricht vorgesehen ist. Sie fing dann an Stunden auszutauschen um mich am Vormittag beschäftigen zu können. Auf der einen Seite ist es toll, wie unkompliziert das hier abgeht und auf der anderen Seite macht es wiederum stutzig und man fragt sich, ob es überhaupt eine Rolle spielt wer wann was unterrichtet. Aber so darf man nicht denken!!
Alice wollte mich gleich in der dritten Klasse einsetzen, begriff aber schnell, dass ich mich schon zuerst organisieren und vorbereiten muss! Also habe ich mich erst mal als Beobachter in den Zeichenunterricht gesetzt. Ich war neugierig, wie das gehen sollte, da ich ja wusste, dass kein Papier oder Malgerät vorhanden ist. Es wurde mir schnell klar, dass die Zeichenstunden nichts mit dem zu tun haben, was ich von meiner Schulzeit her kenne. Null Kreativität oder Möglichkeit sich auszudrücken... Die Lehrerin zeichnete einen Stuhl, Tisch, Bett etc. technisch perspektivisch in mehreren Schritten an die Wandtafel und die Kinder haben das dann in ihre Arbeitsbücher kopiert. Ohne lange zu Zögern, habe ich mitgeteilt, dass ich einen Freihandzeichenunterricht mit Farben und Basteln wünsche! Ich möchte nach dem Unterricht tolle, farbenfrohe, Zeichnungen im Schulzimmer aufhängen können! Das OK dafür habe ich sofort erhalten! Jetzt muss ich „nur“ noch Material besorgen.

Weiter habe ich heute dem Schreib- und Rechenunterricht der ersten Klasse beigewohnt. Da mich die Kleinen langsam kennen, gehen sie schon vertrauter mit mir um. Zum Beispiel hat sich ein Mädchen an mich geschmiegt und immer wieder meine Haare und Arme gestreichelt, als ich ihre Rechenaufgaben kontrollierte. Oder ein anderes Kind hat seiner Lehrerin mitgeteilt, dass sie mit mir mitkommen möchte! Wohin genau konnte ich jedoch nicht herausfinden. Eine der Kleinsten und Schnuckeligsten heisst „Heaven Light“ und eine weitere Zuckerpuppe heisst „Sweet“!
Sind die Namen hier nicht einfach himmlisch?

In der Lunch Pause habe ich mich ein wenig unter die essenden Kinder gemischt und einen total verwahrlosten Jungen entdeckt. Sein Pullover hing in Fetzen an ihm herunter und sein Gesicht und seine Beine waren ganz schmutzig. Da er keine Schuluniform trug, war mir schnell klar, dass es sich um ein Strassenkind handeln muss. Ich hab mir einen Lehrer Studenten herbei gewunken, der für mich übersetzen sollte. Wir fanden dann heraus, dass es sich um den 9-jährigen Cassis handelt, der eine geistige Behinderung hat. Sein Bruder, der an unserer Schule ist, teilte uns mit, dass er in einer Spezialschule war, dort aber weggeschickt wurde, da er alle Scheiben eingeschlagen haben soll. (Ich frage mich nur was für Scheiben!! Es gibt hier nirgends Scheiben, nur Gitter.) Ja und jetzt wird er seinem Schicksal überlassen. Er streunt den ganzen Tag umher und bekommt wohl nur selten was zu essen. Ich wollte ihm etwas vom Schulessen abgeben, aber das ist nicht erlaubt. Mal schauen, was wir da machen können, traurig...!

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