Freitag, 15. Februar 2008

Neue Kleider


Nachdem mein Outfit das letzte Mal in der Schule von allen Lehrerinnen kritisch begutachtet wurde, beschloss ich mich nach neuen, afrikanischen Kleidern umzuschauen, um nicht länger negativ aufzufallen. Es gibt mehrere Varianten zum Ziel zu kommen: entweder man kauft grosse Stofftücher (Kangas) und geht damit zu einem Schneider oder man kauft fertige, meist sehr formlose Umhänge. Man könnte natürlich auch noch eine weitere Möglichkeit ins Auge fassen, die wäre in einem Kleidergeschäft ein affiges Ensemble zu kaufen, wenn möglich in gelb oder apricot...! Ihr kennt mich und wisst, dass ich mich in traditionelle Stoffe wickeln werde.
Nach mehreren Erkundigungsgängen, wo man was kaufen kann, habe ich mich als erstes für einen grünen Batikumhang mit Ton in Ton Stickereien am Halsausschnitt entschieden. Das ist zwar auch noch nicht ganz das, worin ich mich total wohl fühle, aber es ist ein guter Anfang und der Druck, etwas zum Anziehen zu haben für den nächsten Schultag, ist auch weg.
Weiter hab ich mich mit einem Stück Stoff, das ich schon länger gekauft habe, bewaffnet und bin in Richtung Markt losmarschiert, wo die Schneider auf den Trottoirs sitzen, hinter ihren alten Nähmaschinen. Es ist ein toller Anblick all die wunderschönen Maschinen nebeneinander aufgereiht zu sehen. Da fühl ich mich sofort wieder meine Kindheit zurückversetzt. Oh hab ich es geliebt auf der Tretmaschine von Grammi etwas zusammenzubasteln...!! Es fiel mir recht schwer mich für einen Schneider zu entscheiden. Da ich aber schon mehrmals diese Strasse entlang geschlendert bin und bemerkt habe, dass an einer bestimmten Ecke nur Frauen arbeiten, bin ich direkt dorthin gegangen und hab mir eine liebe, junge Frau ausgesucht, die nichts zu tun hatte. Einen Mann hätte ich nie beauftragt, da ich zu den tanzaniischen Männern eine eher gespannte Beziehung habe... Ihre Art mit den eigenen Frauen umzugehen, kann und will ich nicht verstehen oder akzeptieren! Deshalb unterstütze ich viel lieber Frauen, wenn ich die Wahl habe!!
Meine liebe „Schneiderin“ sprach leider gar kein Wort Englisch und mein Swahili ist auch noch nicht gut genug (eigentlich kann ich noch gar nichts!) um ihr zu erklären, was sie mit meinem Stoff machen sollte. So griff ich halt auf Zeichensprache zurück und es hat geklappt. Aus der Kiste, auf der sie sass, zog sie einen Jupe und mehrere Tops, die sie mir zum Anprobieren entgegenhielt. Lustigerweise war alles genau in meiner Grösse gefertigt und auch die Länge des Jupes war gerade richtig. Ich muss einen witzigen Anblick geboten haben, als ich auf dem Trottoir den Jupe und eines der Tops über meine Kleider gezerrt habe...es haben mich nämlich alle angeschaut und ich bin mir sicher es haben auch alle gelacht, warum auch immer!! Na ja, ich glaube mit der Schneiderin abgemacht zu haben bis in zwei Tagen einen Jupe und ein Trägertop zu bekommen für 10'000 Shilling. Es fällt mir sehr schwer den Wert der verschiedenen Arbeiten einzuschätzen, aber ich denke, 10'000 TSH für ein ganzes Outfit inklusive Faden, Reissverschlüssen, etc., ist nicht viel.
Während ich am Abholtermin ausmachen war, kam ein Souvenirhändler dazu, dem ich vor ein paar Tagen ein Armband abgekauft hatte. Der wollte mich natürlich in seinen Laden zerren, der wie alle „gleich dort um die Ecke“ sein soll! Mit dem Versprechen ein andermal vorbeizuschauen, liess er mich davonziehn... Jetzt warte ich ungeduldig bis es Mittwoch ist und ich meinen neuen Kleider abholen kann!!

...es ist Mittwoch Abend und ich habe meine neuen Kleider abgeholt! Ich bin sehr zufrieden und hab eine grosse Freude. Ich liebe Handwerk aller Art und ich finde es super spannend zu sehen, wie in fremden Ländern Arbeiten erledigt werden. Alles ist mit einem dünnen farbigen Flies hinterlegt und recht sorgfältig verarbeitet. Die Reissverschlüsse sind billig und werden wohl nicht für die Ewigkeit halten, aber ich hab so was erwartet bei dem Preis. Während mehreren Semestern habe ich Nähkurse an der Frauenfachschule besucht und könnte mir theoretisch meine Outfits auch selber nähen. Es würde mir ganz viel Spass machen, mal zu fragen, ob ich mich hinter eine Maschine setzen dürfte und selber was zurpfen kann. Aber andererseits gibt es für die Schneiderin etwas Geld, wenn sie das für mich näht!

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