Dienstag, 26. Februar 2008

Was für ein schöner Wochenanfang...
















Hab mich am Montag Morgen nach 7h30 auf den Weg zur Montessori School, die auch im Stadtteil Rau liegt, gemacht. Da in unserer Gegend mehrere Schulen sind, kamen mir jede Menge Schüler entgegen. Mal in grünen, mal in blauen oder auch in braunen oder roten Uniformen.
Kaum kam ich durch das Eingangstor, rannten schon ein paar Knirpse auf mich zu. Alle möchten dich an der Hand halten, aber mit nur zwei Händen und etwa zehn Kinder ist das sehr schwierig. Stolz trägt dann der Schnellste meine Tasche wie eine Trophäe ins „Lehrerzimmer“. Das fand ich anfangs unangenehm, aber es scheint für die Kinder sehr toll zu sein, also lass ich mir meine Tasche mittlerweile halt hinterher tragen...oder besser ich renne ihr hinter her!
Immer und überall blitzt der Kilimanjaro hinter einem Baum hervor und fasziniert Tag für Tag aufs Neue. Mawenzi, der gleich daneben liegt und mit dem Kilimanjaro verbunden zu sein scheint, sieht mit seinen Zacken auch sehr eindrücklich aus!
Bevor um 8h alle zusammengetrommelt werden, spielen die Kinder mit der Schaukel oder rennen umher. Heute Morgen lagen ein paar Mädchen unter einem Baum, die Köpfe zusammen gesteckt. Da sie auf dem Bauch lagen, dachte ich sie beobachten ein Loch oder sonst etwas. Aber als ich näher hinschaute, sah ich, dass sie ohne für mich ersichtlichen Grund auf der Erde lagen. Danach waren sie alle mit Erde eingepudert, von Kopf bis Fuss. Würden wir in Europa nicht gleich ausflippen, wenn unsere Kinder sich im Dreck wälzen würden? Es wird mir immer klarer, dass die Menschen hier viel Wichtigeres zu tun haben, als sich um Äusserlichkeiten zu kümmern! So sind die Eltern froh, wenn ihre Kinder etwas zu essen haben und eine Schule besuchen können und sehen gar nicht, dass das Schulhemd nur noch einen Knopf hat...
Nachdem alle zusammen die Landeshymne gesungen haben und ein paar Turnübungen gemacht haben, geht’s ab ins Klassenzimmer.
Heute habe ich mit den vierzig kleineren Kindern die Familienmitglieder angeschaut. Während die „Schüler“ alle Begriffe in Englisch lernen, lerne ich sie gleichzeitig in Swahili! Ist eigentlich ein guter Sprachkurs, wenn man genügend Zeit hat. Nach etwa hundert Durchgängen durften sie nach vorne kommen und einzeln die Begriffe auf Englisch sagen und jeweils auf das entsprechende Bild deuten. Obwohl wir es so oft zusammen ganz laut gesagt haben, wusste es fast niemand mehr! Das erstaunte mich erst, aber dann musste ich mir wieder in Erinnerung rufen, dass die Knirpse zum Teil erst seit kurzem sprechen können!! Ein Wort kam jedoch bei allen wie aus der Pistole geschossen und liess mich fast meine Fassung verlieren. Ich hätte am liebsten laut rausgelacht, als das erste Kind voller Inbrunst „Sista“ gesagt hat!! Da hier jede Frau auf der Strasse mit Sister angesprochen wird, kannten sie dieses Wort bestens. Mich hat es bei meinen vorherigen Reisen sehr genervt immer Sister genannt zu werden, bis ich jetzt erfahren hab, dass hier die Leute alle mit Schwester, Bruder, Grossmutter etc. angeredet werden, je nach Alter. Verwandschaft spielt da überhaupt keine Rolle! Dada heisst du bist gleich alt, Mama du könntest die Mutter sein und Bibi bedeutet Grossmutter. Wurde glücklicherweise bisher noch nie mit Bibi angesprochen!
Der Morgen verging wie im Flug und so war auch schon wieder Zeit für Porridge! Es hat zwei noch sehr kleine Kinder in der Gruppe, die ein wenig Hilfe brauchen beim Schlürfen. Es passiert aber auch so immer wieder mal, dass irgendwo eine Tasse ausgeschüttet wird. Das sieht gar nicht nett aus, wenn diese farblose, zähflüssige Masse überall verschmiert ist!
Wenn alle wieder ihre passenden Schuhe gefunden haben und wir ihnen beim Anziehen geholfen haben, geht’s ruck zuck und die Knirpse sind verschwunden!
Das ist dann der Moment, in dem ich realisiere wie klebrig ich im Verlauf des Morgens geworden bin. Ich möchte gar nicht wissen wie viele ihre „Schnuudernase“ an mir abputzen... Die Kinder beschlagnahmen jeden Flecken nackter Haut um dich zu streicheln, zwicken, halten und natürlich haben auch die Haare einiges auszuhalten. Es wird nicht immer sehr feinfühlig mit mir umgegangen und so bin ich froh nicht allzu zimperlich zu sein! Wie ich heute vor der Klasse stand, fing auf einmal ein Schüler an meinen Arm abzulecken. Das fand ich dann doch ein wenig widerlich und zog meinen Arm zurück! Als er darauf dann anfing meinen Rocksaum einzudrehen, hoffte ich nur auf eine baldige Rettung. Die Wc Pause war meine Rettung ;-)

Ich habe mal einen anderen Heimweg ausprobiert und schon nach wenigen Metern eine Gruppe von Kindern aus meiner Klasse getroffen. Da ging das Gerangel um meine beiden Arme von neuem los ;-) Irgendwann reissen die mir noch die Finger ab!
Bei einer Kreuzung verabschiedeten sich dann alle und gingen in die andere Richtung weiter. Nach nur wenigen Minuten hörte ich sie aber schon wieder hinter mir schreien und wahrscheinlich habe ich einen Umweg gemacht und bin wieder auf dem gleichen Weg gelandet! Na ja... Es stellte sich heraus, dass ein Geschwisterpaar ganz in meiner Nähe wohnt. Sie heissen Janet und Goodluck und haben offenbar keinen Vater mehr und auch nur wenig Geld, da sie noch keine Uniform tragen. Ich werde mich in der Schule informieren wer keine Eltern mehr hat oder nur noch einen Elternteil und Unterstützung braucht.
Ich dachte mir, beim Anblick der löchrigen Socken, dass ich eine Runde neue Socken sponsern werde und die eine oder andere Uniform. Falls sich hier jemand angesprochen fühlt und gerne mithelfen würde ein Kind zu unterstützen, meldet euch bitte bei mir und ich gebe euch weitere Infos. In der Nursery School sind auch alle Arten von Spielsachen für Kinder zwischen 2 und 7 gefragt. Malbücher, Bauklötze...Tiere um die Namen zu lernen etc.
Und natürlich auch Kinderkleider!! Der Versand ist nicht günstig, aber falls jemand einen guten Deal ausmachen kann, Kinderkleider wären echt eine grosse Hilfe! Auch Schuhe sind sehr gefragt. Wir haben hier in Moshi ein DHL Office!
Es braucht keine grossen Beträge um hier etwas bewirken oder helfen zu können!!
Grössere Beträge sind dann erst beim Schulhausbau von der Longuo Primary School gefragt... Vielleicht könnte man ja anstelle eines Geschäftsweihnachtsessen mal ein Klassenzimmer in Afrika möblieren?? Ich werde darauf zurückkommen!

Keine Kommentare: