Sonntag, 17. Februar 2008

meine erste "Send Off Party"













Unsere Vermieterin Yasenta, die in einem winzig kleinen Raum, der an unsere Wohnung gebaut ist, wohnt, hat uns eingeladen sie an eine Send Off Party zu begleiten. Wir hatten alle drei keine Ahnung um was es sich dabei handelt. Wir liessen uns sagen, dass das ein vorhochzeitlicher Anlass ist, bei dem die Braut von ihrer besten Freundin und Familie an den Ehemann verabschiedet wird.
Wir gingen hin mit der Absicht kurz was zu trinken, die Brautleute zu begutachten und dann wieder abzusausen. Wir wollten unbedingt den Bräutigam sehen, da es sich bei dem um einen 84-jährigen Schweizer handeln sollte...!
Wir waren viel zu früh dort und mussten noch etwa 1 1/2 Stunden warten, bis es endlich losging. Yasenta hat mich dem schon anwesenden Bräutigam vorgestellt und so hatte ich die Gelegenheit kurz mit ihm zu reden. Es handelt sich tatsächlich um einen Opa, der eine 30-jährige Tanzanierin heiratet und er kommt aus Moutier!! Das gibt’s doch einfach gar nicht oder?!! Für alle, die nicht aus dem Laufental kommen, Moutier liegt hinter Delémont. Wenn man so weit weg ist von zu hause, klingt das fast so, als wären wir Nachbarn! Wir habens beide genossen mal wieder französisch zu reden. Leider konnte ich ihm nicht viel Fragen stellen und es wäre wohl auch ein wenig frech gewesen, was ich ihn gerne hätte fragen wollen...

Also, stellt euch einen grossen Saal vor mit ganz vielen weiss gedeckten Tischen und einer Tribüne mit zwei grossen Sesseln darauf . Alles war mit Lichterketten, Ballons, Schleifen und hunderten von Rosen geschmückt. Es sah sehr kitschig aus, war aber mit viel Sorgfalt dekoriert worden!!
Wir haben uns dann mit ein paar Freundinnen von Yasenta an einen Tisch gesetzt und gewartet bis es losging. Während wir warteten wurden etwa 4 Songs gespielt, die endlos liefen...Mariah Carrey, Céline Dion und sonst noch irgendein Geschnulze!!

Zuerst kamen die Brauteltern mit dem Bräutigam in den Saal und es war schon ein seltsamer Anblick. Die Eltern waren jünger als der Gatte. Der Zeremonienmeister kommentierte alle Bewegungen über ein Mikrophon, natürlich in Swahili.
Die Braut und ihre Freundin wurden von einer Band in die Halle begleitet und nahmen dann auf den beiden Sesseln auf der Tribüne Platz. Wer dachte die beiden Eheleute würden dort zusammen Platz nehmen, war weit gefehlt!
Es wurde viel geredet und gedankt, aber auch gebetet. Ich habs nur gemerkt, weil auf einmal alle die Augen schlossen und die Köpfe senkten.
Die Kleider der Gäste waren einfach genial. Die Afrikaner lieben es kitschig, glänzend, synthetisch...und vor allem eng! Es hatte eine Bibi (Oma) unter den Gästen, die in ihrem traditionell afrikanischen Outfit, echt den Vogel abschoss. Mit Kopftuch und Umhang hat die die Bude gerockt und den Hintern geschwungen, wie keine Zweite!! Und Kilimanjaro und Serengeti Biere hat sie auch fleissig gekippt...

Nach einer Weile kam eine tanzende Horde in den Saal und in ihrer Mitte war eine gebratene Ziege auf einem Rolli. Die Ziege war tot, hatte jedoch noch den Kopf dran, mit irgendwelchem Grünzeug aus dem Mund hängen. Ihr wisst alle genau, dass mich dieser Anblick meinen Hunger sofort vergessen liess!
Die Eltern (die der Braut...der Bräutigam dürfte eh keine mehr haben!) schnitten dann Stücke der Ziege ab, die die Braut an ihre Familie verfütterte. Als sie anfing auch noch an die anderen Gäste zu verteilen, wurde ich nervös. Oh Gott könnte ich einfach den Mund nicht aufmachen und die Braut beleidigen, ginge das wohl?! Glücklicherweise kam es nicht so weit.
Danach wurden die Champagnerflaschen, die auf jedem Tisch bereit standen geöffnet und ich hatte die Ehre unsere Flasche zu entkorken. Jedes mal wenn ein Korken knallte, ertönte der Applaus vom Tonband!
Nach dem Essen, das ich mit wenig Begeisterung hinter mich brachte, gings mit der Geschenkübergabe weiter. Herrlich, wie das über die Bühne ging. Alle Gäste tanzten in einer Reihe zu der Braut und gaben ihre Geschenk ab! Das dauerte ziemlich lange, war aber ein wirklich unterhaltsames Spektakel. Die Braut verteilte darauf an alle Gäste rote Stoffrosen zum Valentinstag.
Stunden später fingen dann alle an um die Braut herum zu tanzen. Hier tanzen alle für sich alleine; es gibt keinen Paartanz. Es sah so bunt und fröhlich aus!!
Der ideale Moment war gekommen endlich nach hause zu gehen.
Vor unserer Haustüre merkten wir dann, dass Joelles Mobilephone geklaut wurde und so fuhren wir mit dem Taxi gleich wieder zurück. Im Saal suchten wir alles ab und versuchten auch auf ihre Nummer anzurufen. Da der Anschluss tot war und das Telefon vorher aber ganz geladen wurde, war uns schnell klar, dass es gestohlen wurde und jemand die Sim Karte rausgenommen hat. Ziemlich frustriert fuhren wir dann noch mal nach hause.

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