Sonntag, 9. März 2008

07.03.08
















Auch heute Nacht regnete es heftig! Ich war froh, dass ich mir letzte Woche eine Massai Decke gekauft hatte, die ich zusätzlich über mich werfen konnte, da es gegen Morgen recht kühl wurde. Als ich aufstand, fühlte ich mich noch müder als gestern und trank erst mal einen weiteren Tee! Es ist recht schwierig in der Zwischensaison, wenn alle Kinder erkältet sind, nicht auch angesteckt zu werden! Da wird gehustet und geschnupft ohne Ende...
Auf dem Schulgelände waren alle Kinder am spielen und herumtollen. Die Sonne schien und die Stimmung war sehr heiter! Von den Schwestern war weit und breit nichts zu sehen oder zu hören! Mich störte das gar nicht und ich genoss den Frieden! Klein Janeti wurde von ihrer Teenagermum abgeliefert und ich hab sie gleich übernommen und noch ein wenig mit ihr „geschmust“ und Schlafliedli gesummt!
Nach einer Weile kamen die Schwestern aus der Kirche zurück und erklärten mir warum sie später kamen, aber ich habs schon wieder vergessen! Es muss was mit Ostern zu tun gehabt haben!
Freitag ist immer der kreative Tag und so war heute zeichnen angesagt! Es wurden die kleinen Tische und Stühle zurechtgerückt und die älteren Kinder setzten sich daran und legten los.
Heute liefen die Strickmaschinen, wo die Uniform Sweater für verschiedene Schulen produziert werden, auf Hochtouren! Man konnte das Ritschten und Ratschten bis auf den Gang hinaus hören. Ich schaute nach und fand drei Arbeiterinnen vor, die mir mitteilten, über 200 Pullis fertigen zu müssen. Neben dem Hühnerstall und der Küche war ein weiterer Mann dabei mit einer Maschine die Ärmel zusammenzunähen.
Ich fragte die Frauen, ob sie auch Strickjäckchen machen würden und ob sie vielleicht sogar Muster hätten. Sie nickten und wir machten ab, die gelegentlich mal anzuschauen. Kaum im Schulzimmer zurück, stand sie schon mit vier Mustern im Türrahmen! Wir gingen ins Lehrerzimmer und eins zwei drei waren die Schwestern Cesaria und Angela auch mit von der Partie. Wir probierten die Muster an und ich erkundigte mich nach den verschiedenen Farb- und Mustermöglichkeiten. Meine Vergangenheit holt mich dauernd ein, schon gemerkt??!! Schlussendlich haben sie für mich einen braunen Faden gefunden. Ich habe ein kurzärmliges braunes Jäckli mit einem links rechts Muster bestellt für 10'000 Shilling! Ich werde wohl noch versuchen selber was zu stricken (auf der Maschine), da sie mir das angeboten haben. Das habe ich noch nie gemacht und ich würde es gerne ausprobieren! Dazu kommt, dass die Jäckli alle einen eigenen Stil haben, den ich jetzt nicht bedingungslos tolll finde. Die Sachen sehen aus, wie aus dem 2. Weltkrieg; so sehe ich es jedenfalls! Relativ kurz und weit geschnitten mit einem satten links-rechts Bund. Da für die Schwestern jedoch alles zu einem Rock passen muss, macht die Form der Jäckli Sinn!
Mal schauen, was ich aus dieser Maschine rausholen kann, hihi!
Da Cesaria und Angela genau je ein schon fertiges Jäckli ins Auge gefasst haben, habe ich beiden eins geschenkt! Sie haben sich sehr gefreut und mir mitgeteilt, dass Gott mich beschützen möge...wir werden sehen!
Die Kinder zeigten mir dann alle ihre vollendeten Werke und wollten damit fotografiert werden. Heute waren leider sowohl Lucy, als auch Hilde nicht in der Schule! In der Pause kam eine Frau mit Bananen vorbei und ich kaufte ihr einen Bund mit ca. 16 Stk. ab! Ich habe 60 Rappen dafür bezahlt! Wir haben direkt ein paar davon gegessen und die restlichen wollte ich später zu Hilde bringen. Cesaria hat Orangen geholt und sie in meinen Tee ausgepresst, damit ich ein paar Vitamine kriege wegen meiner Erkältung! Das fand ich wiederum sehr lieb und ich hab mich riesig gefreut!
Direkt nach der Schule ging ich zu Hilde um ihr die Bananen zu bringen. Zu hause fand ich jedoch nur die Mama vor, die mir mitteilte, dass ihre Schwester mit Hilde ins Spital gegangen sei. Ich erschrak erst ein wenig, aber Spital heisst hier, dass sie einen Arzt aufsuchen, da es keine Arztpraxen gibt, wie bei uns! Hildes Mutter gab mir dann zu verstehen, dass sie Eier, Milch, Zucker und Reis brauchen! Ich werde versuchen am Samstag ein paar Sachen für sie zu kaufen, da Hilde was zu essen braucht, wenn sie krank ist! Heute werde ich leider nicht mehr dazu kommen!!
Die Mutter bat mich hinein zu kommen, als ich ihr die Bananen gegeben hab und ich musste wohl oder übel mitgehen, obwohl ich eigentlich nur so schnell als möglich nach hausen gehen wollte...! Die Wohnung besteht aus einem dunklen nicht verputzten Gang mit mehreren Türen. Sie öffnete eine Tür und dahinter verbarg sich der Wohnraum. Darin standen eng nebeneinander ein paar genormten Holzsessel, die ich nun schon mit den verschiedensten Polsterbezügen gesehen hab, ein kleiner Tisch und ein Regal, sodass man fast nicht ins Zimmer reinkam! An den Wänden klebten irgendwelche vergilbten Jesusbilder und in jeder „freien“ Ecke sass ein Stofftier! Ich streckte meinen Kopf kurz hinein, nickte anerkennend und gab ihr zu verstehen, dass ich zu hause erwartet werde und nicht bleiben konnte! Im Nachhinein bereue ich es nicht geblieben zu sein, denn so hätte ich gesehen, was sie mir anbieten kann. Anders als bei uns, wird man hier gleich ins Haus gebeten und ist sehr gastfreundlich! Es ist auch üblich, dass man ohne sich anzumelden aufkreuzt und die Menschen freuen sich über jeden Besuch! Es gibt es nicht, dass man keine Zeit hat! Zeit ist etwas, das hier nicht existiert.
Sie begleitete mich um das ganze Haus herum bis zur Strasse und scheint nun auf mich zu zählen, denn sie fragte nochmals nach dem Zucker etc... Das setzt mich leicht unter Druck, da ich die Lage dieser Familie nur schlecht abschätzen kann. Wie abhängig sind sie von meiner Hilfe? Haben sie für heute was zu essen oder müssen sie das Wochenende über hungern und warten auf meine Sachen???

Nach dem Mittagessen zu hause, ging ich zusammen mit Joelle in die Stadt, wo wir Carol trafen, die im Gemeindezentrum Kangas und T-Shirts für den morgigen Frauentag verkaufte. Wir sicherten uns ein Outifit und machten uns ohne Carol weiter auf zu einem Kochkurs, den eigentlich sie organisiert hatte! Völlig ahnungslos, was uns dort erwarten wird, liessen wir uns von Nando an den besagten Ort chauffieren. Unterwegs wies uns Carol an noch jemanden aufzupicken und mitzunehmen. Diese Person war aber schon längst weg und wir warteten vergebens! Es schien ein wenig chaotisch zu werden und ich fühlte mich eh schon müde und hatte eigentlich gar keine Lust mehr auf Kochkurs!
Es handelt sich um zwei junge Amerikanerinnen, die bei sich zu hause 1-2 Mal die Woche mit verschiedenen Frauen zusammen kochen und Rezepte austauschen. Weiter waren noch eine Engländerin ca. 60 jährig und eine Inderin, die in Moshi einen Beautysalon betreibt und ca 50 Jahre alt ist, dabei. (Es hat sehr viele Inder in Tanzania! Sie werden jedoch nicht ganz als Einheimische akzeptiert!)
Wir wurden kurz aufgeklärt wie das alles abläuft und so sassen wir also in der Stube von zwei Missionarinnen, die uns eine Geschichte aus der Bibel vorlasen, bevor wir zu sechst Bananenmuffins machen sollten. Leicht verwirrt, wo wir denn da gelandet waren, blieben wir ruhig sitzen und liessen uns nichts anmerken. Selbst als die Engländerin sagte, dass sie so lange in Tanzania bleiben werde, bis Gott sie weiterschicken würde, sagte ich nichts dazu...
Es wurde uns demonstriert, wie die Muffins gemacht werden und anschliessend assen wir die dann auch. Schlussendlich war es eher eine gemütliche Frauen Plauderrunde als ein Kochkurs! Aber sie sagten auch, dass heute ein spezieller Tag gewesen sei, da nicht viele Frauen gekommen seien und wir viel zu spät etc...
Es soll weniger ein Kochkurs sein, als ein Austausch von Rezepten und vor allem auch Gedanken und Erfahrungen! Meine anfängllichen Bedenken, dass ich am falschen Ort sein könnte, waren glücklicherweise doch unbegründet. Ich war froh, dass heute „nur“ Muffins auf dem Programm standen, denn so waren wir nach etwa zwei Stunden schon wieder auf dem Heimweg!
Der Sohn von Saida, der Inderin, holte sie ab und sie fuhren uns nach hause, da sie sehen wollte, wo wir wohnen.
Ende Beine ausstrecken und mich ein wenig erholen...

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