Mittwoch, 12. März 2008

Dienstag, den 11.03.08

Heute genoss ich es die Wandlung von Hilde zu beobachten. Selbst die Schwester bemerkte ihr verändertes Verhalten! Ich weiss nicht ob es nur die Uniform ist, die ihr auf jeden Fall rein optisch mehr Zugehörigkeitsgefühl gibt oder ob sie durch meine Aufmerksamkeit mehr Selbstsicherheit gewonnen hat?! Macht ja keinen Unterschied, da ich für eine Weile hier sein werde...
Die dänischen Frauen, die heute hätten anfangen sollen, tauchten nicht auf und haben sich auch nicht abgemeldet! Das kümmert mich persönlich nicht weiter, aber die Schwestern fanden das nicht so toll.
Schwester Edi verkauft in den Pausen Süssigkeiten in einem kleinen Kämmerlein. Sie ist die Gossip-Schwester und deshalb auch meine Freundin ;-) Zusammen können wir wunderbar schnattern!
Goodluck und seine Schwester Janet wurden heute von der Nählehrerin gemessen und sie werden die Nächsten sein, die eine Schuluniform erhalten werden. Liebe Cami, ich dachte, dass ich die beiden Geschwister in deinem Namen neu einkleiden lasse! Ich hoffe, das ist in deinem Sinne ;-)
Ich habe heute die Getrude, die Lehrerin, die von ausserhalb kommt und keine Schwester ist, gefragt, ob sie in meinem Namen einen Brief an Honestas Eltern, den Nachbarn von Hilde schreiben kann und fragt, ob es ok ist, wenn ich die beiden Mädchen am Donnerstag mit in die Stadt nehme um für Hilde einen neuen Rucksack und Schuhe zu kaufen. Getrude übersetzte mir dann, was sie geschrieben hat und es kam dabei heraus, dass ich auch für Honesta neue Schuhe und einen Rucksack kaufen werde ;-) Das stresst mich jetzt aber überhaupt nicht, denn wenn ich ihr etwas anderes kaufen möchte, dann gibt’s halt ein neues Kleidchen oder Malstifte...!!
Es ist sehr gewöhnungsdürftig dauernd das Gefühl zu haben, gemelkt zu werden. Es vergeht kein Tag ohne dieses „Kuhgefühl“ zu haben!! Man muss echt eine kalte und abweisende Seite entwickeln, sonst kannst du nur Geld schütten die ganze Zeit...es ist unglaublich!!
So fragte mich gestern Getrude, ob ich ihr helfen könnte einen Sponsor für ihre Jugendgruppe zu finden. Sie unterrichtet einmal im Monat oder sogar zweimal am Wochenende Jugendliche in der Kirche. Es werden verschiedene Themen behandelt, so zum Beispiel auch Aids. Das finde ich eigentlich eine sehr gute Sache, aber ich machte ihr deutlich, dass ich nicht zu viele Projekte anreissen möchte und schlussendlich nichts richtig zu Ende bringen kann! Deshalb bat ich sie mir eine Liste zu erstellen, mit allen Sachen, die sie braucht für den Unterricht und dann kann ich schauen, ob ich einen Sponsor finde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es sich um viel Geld handeln wird, das sie benötigt und darum denke ich, kann ich ihr sicher auch ein paar Schulhefte und Bleistifte kaufen! Aber ich wollte einfach nicht gleich Erwartungen in ihr wecken!
Heute hingegen, als wir zusammen Tee tranken, erzählte sie mir von ihrem Bruder, der an TB leidet. Sie sagte, dass sie ihn bald mal wieder besuchen möchte. Er wohnt immer noch bei den Eltern in einem Dorf 30 bis 40 Minuten ausserhalb von Moshi. Sie fragte mich ob ich sie begleiten möchte um zu sehen, wo sie aufgewachsen ist. Ich sagte, dass wir das gerne mal machen können. Sie antwortete darauf sofort, dass sie am Montag frei nehmen werde um ihn zu besuchen. Ich teilte ihr mit, dass ich nicht die Schule auslassen werde um sie zu begleiten! Und ab Mittwoch sind eh Ferien... Sie fragte noch nach, ob ich diese Woche Zeit hätte und ich sagte ihr, dass ich erst nach Ostern in ihr Dorf kommen werde! Ich weiss nicht, ob ihr die Erwartung und den Druck in meinen Worten spüren könnt, aber es ist konstant dieses Gefühl von, was wollen sie jetzt wieder von mir da!!
Pina, unser Hausmädchen teilte mir am Montag mit, dass sie am Abend Mandazis machen werde. Sofort war klar, dass sie von mir erwartete, dass ich ihr die abkaufen würde!! Ich teilte ihr mit, dass ich diese Woche keine Mandazis für die Schule haben wollte!! Sie erzählte mir darauf, dass sie ein Kind aus meiner Klasse sagen hörte, dass ich sooo lieb sei und immer Mandazis in die Schule bringe...! Unglaublich wie hartnäckig sie sein können!! Sie fuhr weiter damit, dass Joelle und Carol ihr ein Bett gekauft haben und deshalb auch so unendlich lieb seien!!!!!!! Jetzt sei sie dabei für ein Sofa zu sparen oder nein sie sagte nichts von sparen, sie bete zu Gott! Ich denke, das war an mich adressiert. Und ich wasche meine Kleider selber, da ich mich schlecht fühle, sie das für mich machen zu lassen, obwohl sie dafür von mir bezahlt wird... Ich antwortete ihr nur, dass ich weiss, dass sie zu Weihnachten ein Bett geschenkt bekam!
Es gibt da auch eine andere Geschichte, die mich verwirrt! Agnes, die Frau, die Aids hat und mit ihrer Tochter in einer „Shelter“ lebt, die eine kanadische Ärztin ins Leben rief, fängt jedes Mal aus heiterem Himmel an über Geld zu reden, sobald wir alleine sind. Es dauerte eine Weile, bis ich alles durchblickte und realisierte, dass auch sie mich indirekt um Geld bittet! Wir standen am Start des Kilimanjaro Marathons, so um ca. 7h morgens und sie fing an mir von ihrem Kühlschrank zu erzählen, den sie in die Shelter brachte und jetzt einen Neuen kaufen muss. Oder dass sie für ihre Tochter sparen muss, damit sie eine gute Schule besuchen kann! Ich weiss, dass Karen, die Ärztin, sie unterstützt und dass es ihnen finanziell nicht schlecht geht! Deshalb bin ich auf diesem Ohr mehr als taub!! Ich erzählte Carol, die Agnes sehr bewundert, von meiner Erfahrung mit ihr und sie war sehr erstaunt! Ich fühle als ob Agnes ihre Krankheit als Mitleidbonus nutzen würde!! Ihr seht, ich habe unschöne Gedanken, aber glaubt mir, sie sind nicht weit von der Wahrheit entfernt, wenn überhaupt!!

Heute Abend, als wir beim Abendessen sassen, klopfte unser Wächter an und gab einen Zettel ab. Joelle konnte übersetzten und rausfinden, dass er mehr Lohn haben möchte!! Wir waren gerade dabei unsere „Kuhgefühle“ auszutauschen und da taucht eine weitere Anfrage auf...
Da unser Wächter aber vor wenigen Monaten seine Frau wegen Malaria verloren hat und mit seinem kleinen Sohn (ca. 2 Jahre alt) alleine ist, werden wir seinen Lohn aufstocken, da er offenbar eine Betreuung für sein Kind braucht! Es gibt überall Löcher zu stopfen und man könnte täglich viele Menschen unterstützen, die es sicher auch verdienten, aber das geht einfach nicht!! Ich werde mich nach wie vor weiterhin um die Kinder kümmern, die an der Montessori Schule sind!! Das sind genügend Schicksale, die mich bis ich zurückkomme beschäftigen werden!

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