Mittwoch, 12. März 2008

wiedermal Montag....











Nachdem ich einen faulen Sonntag hatte, sollte es umso eifriger in die neue Woche gehen! Wie schon die letzten Tage, stand ich auch heute mit einem dicken Kopf auf. Schnupfen...! Aber nach einer wirklich warmen Dusche und einer Tasse Kaffee gings mir schon deutlich besser.
In der Schule angekommen, sprach ich kurz mit der „Oberschwester“ und es war ein aufschlussreiches Gespräch! Ich mag Schwester Imelda sehr gut und werde mich nach Ostern mehr um all die Sachen, die um die Schule herum laufen, kümmern! Es gibt ein Projekt, da werden Bäume gepflanzt auf einem Stück Land, das der Schule gehört und in ein paar Jahren haben sie eigenes Brennholz (zum kochen!) und können erst noch Landwirtschaftsunterricht erteilen. Ich werde mal einen Tag auf die Felder gehen mit ihr!
Weiter planen sie die Schule zu erweitern, sodass Studenten die Woche hindurch auf dem Areal wohnen könnten und auch von weiter entfernt die Möglichkeit hätten, hier zur Schule zu gehen.
Imelda informierte mich, dass ein paar dänische Frauen für eine Weile hier sein werden und dass sie aber keine von ihnen in meine Klasse stecken werden, da die Kinder sonst nur verwirrt wären! Und ganz ehrlich gesagt, es ist offensichtlich, dass die Kids mich genauso lieben, wie ich sie...!! Da wäre kein Platz für eine weitere Weisse, sorry diese Schnüggel gehören mir ;-)
Da Cesaria heute in der Küche mithelfen musste, weil jemand krank war, kam die Lehrerin der anderen Klasse um mich zu unterstützen und übernahm die erste Schicht, was ich sehr entspannend fand! Normalerweise muss ich die ganze Zeit an die Säcke und Cesaria sorgt für Ruhe ringsherum.
Ich hab mir mal alle Kinder ohne Uniformen notiert und werde zusehen, dass sie alle in der nächsten Zeit eingekleidet werden. Heute bekamen wir Hildes Dress und ich zog ihn ihr gleich an! Sie war so unendlich stolz und wollte ihre Freude verheimlichen, aber das war unmöglich!! Die letzten Tage hat dieses Kind eine unheimliche Entwicklung durchgemacht, die mich beeindruckt! Noch vor wenigen Tagen sprach sie kein einziges Wort und sass wie gelähmt in einer Ecke, während die anderen Kinder wild herumtobten in der Pause! Ich bin so glücklich Hilde endlich lachen zu sehen! Sie wälzte sich sogar auf dem Boden und war kaum zu bremsen.
Die Kinder hatten es heute auf meine Haare abgesehen. Die haben so lange auf meinem Kopf herum gewütet bis ich das Gefühl hatte Rastalocken zu haben. Und mein Ausschnitt war mit Blüten dekoriert, die die Schüler abgeknickt hatten.

Über Mittag ging ich kurz nach hause um etwas zu essen. Wie in etwa 65% der Fälle, gabs auch heute mal wieder Reis und Bohnen... Ich frag mich wie lange ich das noch essen kann, bevor es mir zum Halse raushängen wird?!
Danach ging ich dann direkt in die Stadt, wo ich Joelle traf, die mich bat sie zu „meiner“ Schneiderin Rita zu begleiten um einen Dress für sie in Auftrag zu geben. Zu dritt sassen wir um die Nähmaschine herum und entwarfen ein Kleid für Joelle! In vier Tagen soll es genäht sein...
Anschliessend ging ich dann alleine auf den Markt um für Hildes Familie einzukaufen! Ich hatte meinen grossen Korb dabei und ging als erstes in die „Markthalle“ hinein. Während draussen viele Frauen ihre Ware auf dem Boden verkaufen, sind drinnen Holzstände, die zum Teil wie kleine Läden aussehen. Hier kann man nebst Früchten und Gemüsen auch Getreide, Fisch oder Fleisch kaufen. Es wird nach Gewicht eingekauft! Ich fing mit Reis, Bohnen und Zucker an und alles wurde auf einer alten Waage mit Eisengewichten abgewogen und in Plastiksäcke abgefüllt. Die Getreide sind in riesigen Säcken, wie ich sie als Teppiche in meinem Zimmer habe, gelagert und mit einer leeren Dose wird dann jeweils soviel geschöpft, wie man braucht. Nach ein paar Minuten war mein Korb zwar noch fast leer, aber doch schon fünf Kg schwer! Mit Kartoffeln, Tomaten, Karotten, Avocados, Limonen, Mangos und Paprikas wurde der Korb dann allmählich gefüllt und noch schwerer. Ich setzte mich am Rande des Marktes hin um eine Cola zu trinken und rief Nando an mich abzuholen. Eine Frau fing mit mir an zu reden und fand, als ich ihr sagte für vier bis fünf Monate hier zu sein, dass das nicht sehr lange sei! Ich entgegnete ihr sofort, dass vier Monate in einem fremden Land ohne Familie und Freunde und dein gewohntes Leben, eine sehr lange Zeit sein können!! Sie widersprach mir nicht weiter...
Nando fuhr mich dann zuerst noch an einen Ort, wo ich Eier und Milch kaufen konnte, bevor wir alles zu Hilde brachten. Der „Eiermaa“ hatte ganz viele Kartonunterlagen mit jeweils 30 Eiern darauf gestapelt und mir wurde fast schlecht beim Anblick all dieser Eier in der Hitze auf einen Käufer wartend! Ich weiss nicht warum die Eier hier nicht schlecht werden? Ich kaufte ein Tablett Eier und liess sie mir in einen Plastiksack mit Holzspan zum Schutz einpacken. Frische Milch konnten wir nirgends finden, also kaufte ich Pastmilch. Diese musste ich im Supermarket holen, wo ich für mich eine Flasche Cola, ein Snickers und Cocosbiscuits kaufte! Übrigens es klappt super mit dem Aufbewahren von Biscuits in meinen verschliessbaren Säckchen!!
Bei Hildes Haus angekommen, waren da auf einmal ganz viele Leute und ich wusste überhaupt nicht, wer alles zur Familie gehörte. Ein Mädchen von ca. 14 Jahren öffnete gleich die Autotüre und packte die Tüte mit „meinem“ Cola. Ich fand das ziemlich frech und nahm ihr höflich, aber bestimmt die Sachen wieder aus der Hand! Ich weiss ganz genau, dass jetzt ein paar von euch zu hause sagen werden: „Ich sehe sie direkt vor mir, wie sie dem armen Kind die Colaflasche wegnahm...!“
Es mag merkwürdig klingen, aber auch ich brauche hin und wieder eine Belohnung und kann nicht alles weitergeben und ständig ein schlechtes Gewissen haben! Und ausserdem habe ich einen Korb voll mit Esswaren im Kofferraum mitgebracht...
Nando begleitete mich nach drinnen und dieses Mal setzte wir uns in der kleinen Stube hin. Ich habe Nando gebeten mich zu begleiten um zu übersetzten! Ich gab ihm eine kurze Einführung über Hilde und ihre Familie und teilte ihm mit, was ich gerne in Erfahrung bringen würde!
Alle waren hoch erfreut über meinen Besuch und wohl vor allem darüber, was ich mitbrachte! Wir sprachen etwa eine Viertelstunde zusammen und erfuhren Folgendes:
Die Grossmutter wurde von ihrem Mann verlassen und hat drei Töchter. Hildes Mama ist die Älteste und ich schätze Mitte zwanzig! Dann kommt Violet mit 18 Jahren und dann das 14-jährige Mädchen, die glaube ich Jackie heisst. Während Bibi und die mittlere Tochter einen recht intelligenten Eindruck machen, hat man von Hildes Mama eher das Gefühl, dass sie keine Zeit für Schule hatte, da sie wohl schon sehr jung Mutter wurde! Ihr Sohn dürfte ungefähr 8 Jahre alt sein, das heisst sie war 17-18 Jahre alt, als er zur Welt kam! In einem Monat soll das dritte Kind zur Welt kommen und vom Vater fehlt jede Spur! Von den Vätern der beiden anderen Kindern übrigens auch. Bibi wollte wissen, wo Nando zu finden sei und ich vermute stark, dass sie gerne mit ihm alleine reden möchte ohne ihre Töchter!! Sie hat erzählt, dass sie vor hat als Strassenverkäuferin zu arbeiten und mit Kleidern zu handeln!
Ich liess über Nando fragen, ob sie etwas brauchen für Hilde. Ich hab gesehen wie der Riemen ihres Rucksackes riss heute Morgen in der Schule und schlug vor ihr einen Neuen zu kaufen. Es kam nur die Bemerkung hervor, dass ihre Schuhe langsam zu klein seien... Ich fand diese Zurückhaltung sehr sympathisch!
Wir haben verabredet, dass ich am Donnerstag Hilde nach der Schule direkt zu mir nach hause nehmen werde, dort etwas mit ihr essen und anschliessend in die Stadt gehen werde, um für sie zu „shoppen“! Ich weiss nicht, wie oft sie bisher die Gelegenheit hatte in die Stadt zu kommen?! Mit Sicherheit wird schon nur das Trinken eines Sodas ein Riesenereignis für sie sein! Wir werden uns einen schönen Girlsnachmittag machen und ich freue mich jetzt schon wahnsinnig darauf!!
Auf dem Heimweg unterhielten Nando und ich uns darüber warum Frauen hier oft Kinder bekommen ohne zu wissen, wie sie sie ernähren können. Er antwortete zu meinem Erstaunen mit genau meinen Gedanken zu diesem Thema! Er sagte, dass es wohl ein Mangel an Bildung sei!
Zu hause entschloss ich mich Hildes Nachbarkind Honesta auch mit in die Stadt zu nehmen, da sie mich heute sah, wie ich Essen brachte. Sie ist ein liebes Mädchen und sicher auch nicht verwöhnt!! So können wenigstens die beiden Kinder zusammen reden... Ich werde morgen fragen, ob mir jemand eine Nachricht für Honestas Eltern schreiben kann.
Weiter habe ich auch gemerkt, dass Hildes Mutter sogar meinen Swhaili Guide aus meinem Korb genommen hat! Dass der nicht für sie bestimmt war, hätte sie doch eigentlich merken sollen?! Aber das zeigt mir einmal mehr, dass man nimmt, was man kriegen kann. Na ja spätestens am Donnerstag, wenn ich Hilde zurückbringe, werde ich ihn wiederkriegen, hoffentlich!
Bei unserem allabendlichen Erlebnisaustausch, kam heute heraus, dass Carol mehr als bereit ist nach Finnland zu reisen, Joelle ihren Job an den Nagel hängen wird Ende Woche und ich voll auf Kurs bin!

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